Seit ich mir im Jahr 2021 ein Riese & Müller Birdy (Wikipedia) angeschafft habe, bin ich begeistert vom Konzept des Klapp- bzw. Faltrads. 2023 hat sich auch noch ein Exemplar der Brompton C-Line (Wikipedia) dazu gesellt, sodass ich für jede Situation immer das passende Faltrad zur Hand habe. Die Kombination aus Faltrad und öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch dem Automobil, sehe ich als großen Zugewinn für die individuelle Mobilität. Da ich regelmäßig zu meinen Faltrad-Erfahrungen gefragt werde, möchte ich selbige in diesem Artikel einmal niederschreiben, und einen Vergleich der beiden Modelle mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen aus meiner Sicht anstellen.
Modellkonfiguration
Vorab erst einmal ein Überblick über meine Modellkonfigurationen.
Riese & Müller Birdy
Konfiguration beim Kauf:
- Hersteller: Riese & Müller
 - Modell: Birdy Touring, Modelljahr 2021
 - Schaltung: 10-Gang-Kettenschaltung Shimano Deore
 - Vorbau: Sport 21° (d. h. nach vorn geneigte Sitzposition)
 - Beleuchtung vorne: Supernova E3 Pure 3
 - Bremsen: hydraulische Scheibenbremsen
 - Gepäckträger mit Bibia Gummispanngurt
 - Lowrider, dieser dient im geklappten Zustand als Griff zum Hinterherziehen über die mitkommenden Rollen ("Easy wheels"), vergleichbar mit einem Rollkoffer
 - Griffe: Ergon GP1
 
Zubehör/An-/Umbauten:
- Sattel SQLab 601 ERGOLUX
 - Spritzschutz für vorderes Schutzblech: Fahrer Latz Artikel 20056238 (passend zur Schutzblechbreite)
 - Schloss: ABUS Phantom 8960/110 (110 cm lang)
 
Brompton C-Line
Konfiguration beim Kauf:
- Hersteller: Brompton
 - Modell: C-Line, Modelljahr 2024
 - Schaltung: 6-Gang, Kombination aus 2-fach-Kettenschaltung und 3-fach-Nabenschaltung
 - kein Gepäckträger
 - Teleskopsattelstütze
 - linkes Pedal mit Klappmechanismus
 - Nabendynamo Shutter Precision
 - mittlere Lenkerhöhe
 
Zubehör/An-/Umbauten:
- Beleuchtung vorne: SON Edelux II
 - Rollen: SON Easy Wheels
 - Sattel: SQLab 601 ERGOLUX
 - Griffe: Ergon GP1
 - Klappen, falten, fahren: Schmidt Max unterwegs mit dem Klapprad
 - Schloss: ABUS Phantom 8960/110 (110 cm lang)
 
Anmerkung: Die Brompton C-Line ist die Modellreihe mit einem Stahlrahmen. Leichtere aber teurere Modellreihen stellen die P- und T-Line dar.
Vergleich und Erfahrungen
Die beiden Fahrradmodelle sind auf verschiedene Ziele hin optimiert. Eine allgemeine Aussage, welches Rad nun insgesamt besser ist, ist daher meiner Ansicht nach nicht möglich. Im Folgenden sollen vielmehr einzelne Aspekte verglichen werden, sodass ein Eindruck davon entsteht, welches Modell wo seine Stärken und Schwächen hat.
Mein persönliches Fazit ist: Das Birdy sorgt für Freude beim Fahren und ist daher grundsätzlich erstmal meine bevorzugte Wahl, außer in Fällen wo das Brompton dann doch einfach zweckmäßiger ist, also wenn ein noch kleineres Packmaß von Vorteil ist (voller Bus, TGV fahren, jemand nimmt mich in kleinem Auto mit, …), oder ich eine bestimmte Art bzw. Menge von Gepäck dabei habe bei welcher der Transport in einer Tasche auf dem Gepäckträgerblock am Rahmen statt auf meinem Rücken besser ist.
Fahrkomfort
Das Birdy lässt sich flott beschleunigen, ist wendig und die Schaltung bietet immer einen passenden Gang der sich intiutiv und schnell wechseln lässt. Leichte Unebenheiten sind durch die Federung an Vorder- und Hinterrad kaum wahrnehmbar, und auch nicht-geteerte Wege sind angenehm zu fahren. Selbst über Kopfsteinpflaster kommt man noch einigermaßen gut drüber. Insgesamt ist der Fahrkomfort des Birdy, trotz der kleinen Räder, sogar etwas besser als ich es von meinen bisherigen "großen" Trekking-Rädern kenne. Beim Bergauffahren kommt man irgendwann an den Punkt, wo es besser ist abzusteigen und zu schieben. Auch wenn man im 1. Gang weiter treten könnte, erfordert es ggf. weniger Kraft, zu schieben, da die Federung bei jedem Tritt etwas Kraft schluckt und das am Berg stärker ins Gewicht fällt.
Obwohl das Brompton ebenso ein Federelement für den Hinterbau besitzt, und der Stahlrahmen etwas mehr Unebenheiten wegschlucken dürfte als der Aluminiumrahmen des Birdy, ist der Fahrkomfort deutlich schlechter als beim Birdy. Selbst Nahtstellen im Asphalt wo dieser mal "geflickt" wurde sind schon unangenehm. Als Folge verringert man auch bei suboptimalem Straßenbelag eher die Geschwindigkeit und ist dort schon deshalb langsamer unterwegs als mit dem Birdy.
Bremsen
Das Birdy kommt mit Scheibenbremsen, die eine sehr gute Verzögerung bieten und auch steile Bergabfahrten stellen kein Problem dar. Man sollte die Bremskraft wohldosiert einsetzen, und wie bei Zweirädern generell die Hauptbremslast das Vorderrad erbringen lassen, sonst kann in Kurven ggf. mal das Hinterrad ausbrechen, denn mit dem Birdy ist man doch öfters auch recht flott unterwegs.
Ganz anders bei den Felgenbremsen des Brompton: Die Verzögerung ist gefühlt ziemlich schlecht, auch im Vergleich zu anderen Felgenbremsen bei großen Fahrrädern. Bei höheren Geschwindigkeiten und Bergabfahrten ist Vorsicht und vorausschauendes Fahren geboten, damit der lange Bremsweg nicht zum Sicherheitsrisiko wird.
Schaltung
Beim Birdy habe ich mich für die 10-Gang-Kettenschaltung (1x10) entschieden. Entscheidungsfaktoren hierfür waren einerseits, dass mir die 8 Gänge der Shimano-Nexus-Nabenschaltung zu wenig waren, und andererseits die über 1.000 EUR Aufpreis für die 14-Gang-Nabenschaltung Rohloff Speedhub 500 zu viel. Darüber hinaus hat man bei einer Nabenschaltung ein höheres Gewicht am Hinterrad. Zufrieden wäre ich mit der Rohloff-Schaltung aber bestimmt auch geworden. :) Die 10-Gang-Schaltung hat für mich immer den passenden Gang und macht das Fahren somit sehr angenehm. Zu bemerken ist jedoch auch, dass eine Kettenschaltung etwas höheren Wartungsaufwand als eine Nabenschaltung hat.
Beim Brompton habe ich mich für die 6-Gang-Schaltung entschieden, welche aus einer 2-fach-Ketten- und einer 3-fach-Nabenschaltung zusammengesetzt ist. Erwähnenswert hierbei ist, dass es keine sich überschneidenden Gänge gibt, wie man es von aus zwei Kettenschaltungen (3x9, 3x10 usw.) kennt, die 6-Gang-Schaltung entspricht also auch tatsächlichen 6 Gängen. Sie kommt vom Fahrgefühl her jedoch bei Weitem nicht an das Fahrgefühl der 10-Gang vom Birdy ran, man fährt oft nicht im optimalen Übersetzungsbereich da die Gangsprünge sehr weit sind. Darüber hinaus ist die 2x3-Schaltweise recht gewöhnungsbedürftig, da man eben sehr oft beide Teilschaltungen schalten muss (Schaltweise: 1-1 - 2-1 - 1-2 - 2-2 - 1-3 - 2-3), und man hat lange Schaltzeiten. Bei citybiker.at gibt es im Übrigen eine Graphik welche die Entfaltungen verschiedener Brompton-Schaltungen vergleicht.
Beleuchtung
Zu den Rücklichtern gibt es nicht viel zu sagen, den Zweck guter Sichtbarkeit für den nachfolgenden Verkehr dürften heute die allermeisten Modelle erfüllen, wie hier bei Birdy und Brompton. Große Unterschiede gibt es jedoch beim vorderen Scheinwerfer, dessen Wirken man als Fahrer selbst ja auch am meisten "im Blick" hat.
Das Birdy kommt ab Werk mit einer hochwertigen, sehr guten und hellen Lichtanlage (Supernova E2 Pure 3). Die Lichtverteilung empfinde ich als angenehm gleichmäßig.
Das Brompton fällt hier stark ab. Der ab Werk verbaute Scheinwerfer ist relativ weit von den aktuell hellsten Dynamoscheinwerfern entfernt, und als jemand, der seit Jahren Dynamobeleuchtung aktueller Modelle des eher oberen Helligkeitsbereichs fährt, nehme ich es eher als Funzel wahr.
Schon vor dem Kauf war somit klar, dass diese Funzel gegen ein SON Edelux II ausgetauscht werden wird. Dies dürfte einer der besten derzeit verfügbaren Dynamoscheinwerfer sein, und praktischer Weise gibt es vom Hersteller gleich eine Version in einer für ein Bromptons optimierten Kabellänge. Ich nehme den Scheinwerfer von Helligkeit und Lichtbild als nochmal einen Tick besser als den Supernova E2 Pure 3 wahr. Man kommt sicherlich auch gut mit etwas weniger "Edlem" zu recht, aber da ich das Licht selbst verbaut habe, konnten gesparte Werkstattarbeitszeitkosten getrost in die Spielerei dieses hochpreisigen Scheinwerfers fließen.
Faltvorgang
Der Faltvorgang beim Brompton ist etwas intuitiver als der beim Birdy. Wenn man sich mal eingewöhnt hat, nehmen sie sich aber nicht viel, und beide sind in etwa 15 bis 20 Sekunden zusammen- oder wieder auseinandergeklappt.
Zusammengeklappt hat das Birdy ein Maß von 79 x 61 x 36 cm und das Brompton eines von 58 x 57 x 27 cm.
Transport
Für Strecken auf denen man das Faltrad nicht fährt, bieten sich verschiedene alternative Transportvarianten:
Schieben: Mit zwei Händen bei beiden kein Problem. Das Birdy lässt sich wunderbar auch mit einer Hand schieben, die seitliche Stabilität ist dabei sehr gut. Beim Brompton funktioniert dies schlechter, die Brems-/Schaltzüge ziehen das Vorderrad etwas auf die Seite und man muss dagegen halten damit es geradeaus fährt. Wenn auf dem Gepäcktransportblock eine Tasche ist, verbessert sich die Schiebestabilität.
Tragen auf der Schulter: Um Treppen zu überwinden, kann man beide Fahrräder gut mit der Unterseite des Sattels auf die Schulter nehmen.
Hinterherziehen im zusammengeklappten Zustand: Wenn man den Gepäckträger sowie den Lowrider zum Birdy dazukonfiguriert hat, hat man einen zusätzlichen Haltegriff vorne zum Ziehen und zwei Rollen am Ende des Gepäckträgers, über die man das Paket gut hinter sich her ziehen kann. Dies ist von Vorteil etwa im Zug oder für kurze Strecken am Bahnsteig. Ähnliches ist auch beim Brompton möglich: Als Griff fungiert der nicht eingeklappte Lenker, Rollen hat das Brompton standardmäßig. Zur Verbesserung des Rollverhaltens habe ich beim Kauf die werkseitig verbauten Rollen durch bessere, etwas größere und kugelgelagerte Rollen ersetzen lassen.
Rollen im zusammengeklappten Zustand: Das Brompton (nicht das Birdy) kann man auch rollen ohne den Lenker für den "Rollkoffermodus" hochzuklappen. Man kann es dafür mit der Hand am Sattel schieben. Bei meiner Variante darf man hierbei die Sattelstütze nicht herausziehen (der obere Teil der Teleskopsattelstütze ist aber nicht betroffen), da sonst das Brompton beim Bewegen aufklappen kann, ab Modelljahr 2025 soll diese Einschränkung nicht mehr bestehen. Das Rollverhalten sollte besser sein wenn man einen Gepäckträger konfiguriert hat, da ich diesen nicht konfiguriert habe kann ich dazu aber keine Erfahrungen berichten.
Tragen im zusammengeklappten Zustand: Für kurze Strecken ist bei beiden Falträdern das Tragen mit der rechten Hand machbar. Es ist aber etwas unergonomisch und daher sind andere Varianten wenn möglich vorzuziehen.
Kosten für die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln
Die Kosten für die Fahrradmitnahme hängen von den Beförderungsbedingungen des jeweiligen Verkehrsunternehmens oder -verbunds ab, die sich aber hin und wieder auch ändern. Zusammengeklappt gelten Klappräder generell als kostenfreies Gepäckstück. Während der geklappte Zustand im Fernverkehr der Deutschen Bahn die einzige kostenfreie Transportmöglichkeit ist, sind Fahrräder mit kleinen Rädern im öffentlichen Personennahverkehr je nach Verkehrsverbund, Platzverhältnissen im jeweiligen Verkehrsmittel (Personentransport hat Vorrang gegenüber nicht geklapptem Fahrrad) sowie Tageszeit gegebenenfalls auch kostenfrei ohne dass man sie zusammenklappt. Private Fernbusanbieter definieren nochmal eigene Bedingungen.
Die Bedingungen für die Mitnahme von Fahrrädern in Verkehrsmitteln des VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg) (Stand: 21.04.2025) definieren Fahrräder mit einem Raddurchmesser bis 20 Zoll, wie das Birdy (18 Zoll) und Brompton C-Line (16 Zoll), als Gepäck. Es fällt somit auch ohne Klappen kein Beförderungsentgelt an:
Fahrräder, deren Rahmen zusammengeklappt sind und Kleinfahrräder mit einem Raddurchmesser bis zu 20 Zoll unterliegen nicht diesen Bestimmungen; sie gelten als Gepäck.
Im MVV (Münchner Verkehrsverbund) (Stand: 21.04.2025) gilt für Fahrräder bis 20 Zoll ein Ausschluss für Bus und Straßenbahn. Darüber hinaus gelten eher komplizierte Sonder- und Sperrzeitregelungen die von Feiertagen, Schulferien, Art der Fahrradkarte, Regionalzug oder S-Bahn, und ausführendem Verkehrsunternehmen abhängen.
Außerhalb von Verkehrsverbünden dürften in Zügen der Deutschen Bahn die Beförderungsbedingungen der DB AG gelten (bei anderen Bahnunternehmen aber wieder andere). Während meiner Erinnerung nach bis vor vielleicht zwei Jahren auch hier Fahrräder mit einem Raddurchmesser von bis zu 20 Zoll kostenfrei transportiert wurden, ist derzeit (Stand: 21.04.2025) eine Fahrradkarte zu lösen, außer man klappt das Rad zu einer Größe von Handgepäck zusammen:
Der Reisende hat durch den Erwerb von Fahrradkarten und/oder Stellplatzreservierungen vor Fahrtantritt den für die Beförderung und Stellplatzreservierung von verpackten oder unverpackten/demontierten Fahrrädern festgesetzten Beförderungspreis zu zahlen, ausgenommen hiervon sind zusammengeklappte Fahrräder, die wie Handgepäck in den Zügen untergebracht werden können.
Bei Flixbus (Stand: 21.04.2025) kann ein (geklapptes) Klapprad als anzumeldendes Sondergepäck im Gepäckraum mitgenommen werden, wenn u. a. sein Volumen in einen Würfel der Kantenlänge 240 cm passt und man es in eine "Fahrradtasche" packt. Der Sinn der Fahrradtasche erschließt sich mich nicht ganz, denn einen Schutz gegen Beschädigungen wird eine Plastik- oder Stofftasche kaum bieten. Darüber hinaus: Wenn ich mit dem Klapprad unterwegs bin, will ich mein Gepäck minimal halten. Aber was mach ich mit einer sperrigen Tasche, wenn ich angekommen bin, denn meistens werde ich mit dem selben Verkehrsmittel zurück reisen, muss sie also bis dahin aufbewahren (Plastiktüte am Zielort wegwefen ist also keine Option).
Standstabilität und Abstellmöglichkeiten
Im Gegensatz zum Brompton kommt das Birdy mit einem Seitenständer, wie man ihn von den "Großen" gewohnt ist. Dies ist praktisch, und ich nutze ihn in den meisten Fällen wenn ich das Birdy abstelle. Die Standstabilität ist jedoch eher labil; der Ständer gibt recht viel nach und das Rad bekommt eine ziemlich schräge Stellung. Etwas Abhilfe schafft es, den Lenker beim Abstellen ganz nach rechts zu drehen, dann ragt er weniger weit auf die Seite des Ständers.
Alternativ kann man beim Birdy das Hinterrad einklappen, was einen relativ sicheren Stand ergibt. Dieser Zustand kann gelegentlich in der Bahn hilfreich sein, wenn man sich das Zusammenklappen etwas sparen, aber gleichzeitig weniger Platz beanspruchen möchte.
Im vollständig zusammengeklappten Zustand ist die Standstabilität recht gut. Auch in der Bahn verharrt es so normalerweise trotz Beschleunigungen und Verzögerungen nach vorne und zu den Seiten (Weichen) an Ort und Stelle.
Das Brompton kommt ohne Seitenständer, allerdings kann man es im Gegensatz zum Birdy durch Anlehnen mit dem Sattel an einer Wand, einem Laternenpfahl oder ähnlichem sicher abstellen.
Darüber hinaus erhält man ähnlich zum Birdy durch Einklappen des Hinterrads eine ausreichende Auflagefläche zum Abstellen. Das Brompton steht (zumindest in meiner Konfiguration ohne Gepäckträger) hierbei jedoch relativ labil da: Man muss einerseits auf einen ebenen Untergrund achten, und andererseits ist es anfällig gegen seitliche Beschleunigung; ansonsten neigt es stark zum seitlichen Umkippen, und etwa in der Bahn sollte man es dabei besser festhalten.
Im vollständig zusammengeklappten Zustand ist das Brompton ebenso (zumindest in meiner Konfiguration ohne Gepäckträger) weniger standsicher als das Birdy und man sollte es entweder festhalten, oder bedient sich des Konzepts der formschlüssigen Ladungssicherung, sichert es also etwa mittels Wänden und Taschen gegen Verrutschen.
Stabiler steht, oder besser liegt, das Brompton wenn man es zusammengeklappt auf die Seite des eingeklappten Klapppedals legt. So kann man es auch in vielen Zügen unter dem Sitz platzieren. Beim Birdy wäre im Übrigen seitliches Lagern prinzipiell auch denkbar, ich praktiziere das jedoch nicht, da die Bauteile auf denen das Gewicht dann lastet für mich nicht den Eindruck erwecken, die dann wirkenden Kräfte auf Dauer unbeschadet zu überstehen.
Gepäckmitnahme
Zum Gepäcktransport nutze ich beim Birdy vor allem den Gepäckträger mit Spanngurt, welcher beim Birdy auch mit gefedert wird, insbesondere für leichtere Dinge wie Fahrradschloss, Regenschirm, Getränkeflaschen und Klamotten. Für weiteres habe ich aber immer noch einen Rucksack mit mir.
Prinzipiell lassen sich am Gepäckträger auch Seitentaschen anbringen. Für mich habe ich jedoch bislang keine passende gefunden, da mit meinen Taschen meine Füße beim Pedalieren anstoßen. Für Personen mit kleineren Füßen, oder ggf. der "richtigen" Seitentasche, mag das funktionieren, ich habe dazu keine weiteren Erfahrungen gemacht. Darüber hinaus habe ich auch schon eine Lenkertasche probiert, doch diese sind beim Zusammenklappen im Weg und lassen das Birdy kippen wenn man es auf dem Seitenständer abstellt.
Ein großer Pluspunkt des Bromptons ist der Gepäckmontageblock vorne. Er ist am Rahmen befestigt, beeinträchtigt daher nicht das Fahrgefühl negativ, und fungiert als Schnittstelle zum Anbringen von kompatiblen Taschen (diverse Modelle verfügbar bei Brompton und anderen Herstellern). Dazu habe ich eine Einrollpacktasche (Brompton Borough RollTop Bag Medium 14 Litres Olive). Darin bekommt man Mappen mit DIN-A4-Inhalt oder auch einen Klapprechner unter, entweder im normalen Packbereich oder bei einem Format à la MacBook Air in einer Innentasche. Somit nehme ich das Brompton gerne auch wenn ich ohne Rucksack, oder mit noch etwas umfangreicherem Gepäck (ohne einen großen Trekking-Rucksach her nehmen zu müssen) unterwegs bin.
Zum Brompton-Gepäckträger kann ich keine Aussage treffen. Ich habe mich unter anderem dagegen entschieden, um etwas Gewicht zu sparen, und um den Anwendungsfall meines Bromptons etwas anders als den meines schon vorhandenen Birdys zuzuschneiden.
Sattel
Bei beiden Falträdern habe ich den Sattel getauscht, da sich für meine Anatomie die ab Werk montierten Modelle als nicht optimal angefühlt haben. Im Hinblick auf den Satteltausch kann ich drei Tipps geben:
Erstens sollte man darauf achten, dass der Sattel nicht viel höher aufbaut als der ab Werk verbaute. Besonders beim Birdy ist in manchen ICE-Modellen der Bahn im zusammengeklappten Zustand kaum Platz nach oben wenn man es in ein Gepäckregal schiebt.
Zweitens sollte die Unterseite des Sattels keine Wölbungen haben, die beim Tragen des Fahrrads via Sattel auf der Schulter dort unangenehm drücken. Ansonsten würde man sich einer wichtigen Tragevariante berauben.
Drittens hat mir beim Finden eines passenden Sattels die Ergonomieberatung in einem Fahrradladen geholfen. Dabei wird der Sitzknochenabstand gemessen indem man sich auf einen speziellen Messplatz setzt, und man kann dann einen auf diesen Abstand optimierten Sattel eines Modells wie dem SQLab 601 ERGOLUX wählen.
Spritzschutz
Beim Birdy ist leider der Spritzschutz durch das Schutzblech des Vorderrades unzureichend. Bei Regen und Schnee bekommt man dadurch nasse Füße, und darüber hinaus wird auch der Antrieb mit Salzwasser eingesaut (Rost!). Abhilfe hat bei mir ein zusätzlicher Spritzschutz (Modell Latz der Marke Fahrer) gesorgt. Der Anbau hat einen kleinen Nachteil, nämlich dass man beim Einklappen des Vorderrades mehr Acht geben muss dass dieser Spritzschutz gut mit durch die Vorderradschwinge kommt (nach ein paar Mal Klappen aber kein Problem).
Beim Brompton erfüllt das Schutzblech des Vorderrades in dieser Hinsicht hingegen voll seinen Zweck.
Sattelstütze bei Brompton
Beim Brompton gibt es verschieden lange Sattelstützen zur Konfiguration (standard/lang/Teleskop). Um bei großer Körpergröße die Sattelstütze beim Zusammenklappen immernoch zu Gunsten eines kleinen Packmaßes vollständig in den Rahmen schieben zu können, habe ich die Teleskopsattelstütze ausgewählt.
Klapppedal bei Brompton
Bei meinem Brompton ist das linke Pedal als Klapppedal ausgeführt. Dies ermöglicht ein kompakteres Faltmaß, und das geklappte Pedal dient als guter Auflagepunkt wenn das geklappte Faltrad auf der Seite liegt. Nachteilig ist, dass das Klappscharnier beim Pedalieren stört und man mit dem linken Fuß eine bisweilen unangenehme Fußposition einnimmt.
Bei neueren Modellen scheint das linke Pedal dagegen zum An-/Abstecken ausgeführt zu sein. Dazu kann habe ich aber keine eigenen Erfahrungen.
Wartung
Erstmal sei erwähnt dass auch beim Birdy und Brompton die allgemeinen Grundsätze der Fahrradwartung gelten wie bei den meisten anderen Fahrrädern auch: Man sollte regelmäßig Luft nachfüllen und den Antrieb (Kette, Schaltung) u. ä. sauber machen und schmieren, um flott von der Stelle zu kommen. Wenn man das vernachlässigt, bringt einem das beste und teuerste Fahrrad nichts. Im Folgenden soll nun nur noch auf ein paar Birdy- und Brompton-spezifische Aspekte eingegangen werden, die ich hier als erwähnenswert erachtet habe.
Im Wartungsplan im Birdy-Handbuch fällt auf, dass die vordere Schwinge vom Hersteller als Verschleißteil betrachtet wird und nach einer bestimmten Kilometerzahl getauscht werden soll. Man kann jetzt spekulieren, warum das der Fall ist, vielleicht gab es schon Brüche und man will auf der sicheren Seite sein.
Zum Brompton finde ich erwähnenswert, dass aufgrund des Stahlrahmens Rost möglich ist. Bei mir ist zum Beispiel im Lauf des Winters (Streusalz!) an der Kontaktstelle zwischen dem Rahmenbereich des Tretlagers und dem Hinterrad (im zusammengeklappten Zustand) der Lack abgeblättert. Brompton hat ausführlichere Äußerungen zum Thema Korrosion gemacht, die ich hier nicht wiederholen möchte. Grob zusammengefasst ist die Aussage, dass der Rahmen einen Korrosionsschutz hat und rostige Verfärbungen etwa in den nicht pulverbeschichteten Rohren kein strukturelles Problem für den Rahmen darstellen. Bei Beschädigungen an der Pulverbeschichtung/Lackierung wird empfohlen, die betreffenden Stellen mit Acryllack auszubessern.
Sonstiges
Elektrifiziertes Brompton sinnvoll?
Das Brompton ist auch elektrifiziert erhältlich. Nun kann man sich die Frage stellen, ob das für einen persönlich sinnvoll wäre. Für mich bin ich da skeptisch: Für die allermeisten Streckenprofile auf denen ich unterwegs bin sollte ein nicht-elektrifiziertes Rad ein ähnlich schnelles Vorankommen ermöglichen (der relevante Vergleich ist für mich der zum Fußgänger oder zum Mit-dem-Bus-Fahrer mit Wartezeiten in denen er nicht vorankommt), sehr bergreiche Gegenden dürften eine Ausnahme bilden. Darüber hinaus gehen mit dem Elektroantrieb verschiedene Nachteile her: Das Gewicht wird erhöht und das Tragen erschwert; der Akku belegt den Gepäckträgerblock; die Komplexität der Komponenten steigt, die Wartung wird erschwert; die Lebensdauer des Gesamtprodukts wird möglicherweise durch die elektrischen Komponenten verkürzt; die Kosten sind deutlich höher.
Birdy-Vertrieb eingestellt?
Laut diesem Artikel stellt Riese und Müller den Vertrieb des Birdy ein. Es wird darüber spekuliert, ob möglicherweise der taiwanesische Produzent des Birdys Pacific Cycles zukünftig auch den europäischen Markt übernehmen könnte.
Änderungen am Hinterbau bei Bromptons ab Modelljahr 2025
Laut diesem Video wurde beim Brompton C-Line mit dem Modelljahr 2025 der Hinterbau verändert. Damit einher gehen die Verfügbarkeit einer 12-Gang-Schaltung, ein neuer Gepäckträger mit besserem Rollverhalten, mehr Spielraum beim Hinterherziehen des Bromptons am Lenker, und die Möglichkeit das Brompton bei deutlich weiter herausgezogener Sattelstütze zu rollen ohne dass die Faltung aufgeht. Nachteil ist, dass die Änderung inkompatibel zu früheren Brompton-Generationen ist (Wechsel des kompletten Hinterbaus eines älteren Bromptons auf die neue Hinterbau-Generation sei aber möglich).
Weiterführende Verweise
- Stefan Buballa: Birdy Touring ‒ Bilanz nach 10 Jahren, 2019.
 - Brompton: Videoanleitung zum Ausklappen eines Bromptons, 2016.
 - Brompton: Videoanleitung zum Zusammenklappen eines Bromptons, 2016.
 - Tilman Sander/Radelbande: Videoproduktbewertung zum Birdy, 2022.
 - Tilman Sander/Radelbande: Videoproduktbewertung zum Brompton C-Line, 2022.
 - Riese & Müller: Faltanleitung zum Birdy, 2024.
 - Felix Kuffner: Videoproduktbewertung zum Brompton P-Line, 2024.
 - Bayerischer Rundfunk: Klappen, falten, fahren: Schmidt Max unterwegs mit dem Klapprad, 2021.
 



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