Montag, 3. November 2025

Faltrad-Vergleich und -Erfahrungsbericht: Birdy versus Brompton

Seit ich mir im Jahr 2021 ein Riese & Müller Birdy (Wikipedia) angeschafft habe, bin ich begeistert vom Konzept des Klapp- bzw. Faltrads. 2023 hat sich auch noch ein Exemplar der Brompton C-Line (Wikipedia) dazu gesellt, sodass ich für jede Situation immer das passende Faltrad zur Hand habe. Die Kombination aus Faltrad und öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch dem Automobil, sehe ich als großen Zugewinn für die individuelle Mobilität. Da ich regelmäßig zu meinen Faltrad-Erfahrungen gefragt werde, möchte ich selbige in diesem Artikel einmal niederschreiben, und einen Vergleich der beiden Modelle mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen aus meiner Sicht anstellen.




 

Modellkonfiguration

Vorab erst einmal ein Überblick über meine Modellkonfigurationen.

Riese & Müller Birdy

Konfiguration beim Kauf:

  • Hersteller: Riese & Müller
  • Modell: Birdy Touring, Modelljahr 2021
  • Schaltung: 10-Gang-Kettenschaltung Shimano Deore
  • Vorbau: Sport 21° (d. h. nach vorn geneigte Sitzposition)
  • Beleuchtung vorne: Supernova E3 Pure 3
  • Bremsen: hydraulische Scheibenbremsen
  • Gepäckträger mit Bibia Gummispanngurt
  • Lowrider, dieser dient im geklappten Zustand als Griff zum Hinterherziehen über die mitkommenden Rollen ("Easy wheels"), vergleichbar mit einem Rollkoffer
  • Griffe: Ergon GP1

Zubehör/An-/Umbauten:

Brompton C-Line

Konfiguration beim Kauf:

  • Hersteller: Brompton
  • Modell: C-Line, Modelljahr 2024
  • Schaltung: 6-Gang, Kombination aus 2-fach-Kettenschaltung und 3-fach-Nabenschaltung
  • kein Gepäckträger
  • Teleskopsattelstütze
  • linkes Pedal mit Klappmechanismus
  • Nabendynamo Shutter Precision
  • mittlere Lenkerhöhe

Zubehör/An-/Umbauten:

  • Beleuchtung vorne: SON Edelux II
  • Rollen: SON Easy Wheels
  • Sattel: SQLab 601 ERGOLUX
  • Griffe: Ergon GP1
  • Schloss: ABUS Phantom 8960/110 (110 cm lang)

Anmerkung: Die Brompton C-Line ist die Modellreihe mit einem Stahlrahmen. Leichtere aber teurere Modellreihen stellen die P- und T-Line dar. 

Vergleich und Erfahrungen

Die beiden Fahrradmodelle sind auf verschiedene Ziele hin optimiert. Eine allgemeine Aussage, welches Rad nun insgesamt besser ist, ist daher meiner Ansicht nach nicht möglich. Im Folgenden sollen vielmehr einzelne Aspekte verglichen werden, sodass ein Eindruck davon entsteht, welches Modell wo seine Stärken und Schwächen hat.

Mein persönliches Fazit ist: Das Birdy sorgt für Freude beim Fahren und ist daher grundsätzlich erstmal meine bevorzugte Wahl, außer in Fällen wo das Brompton dann doch einfach zweckmäßiger ist, also wenn ein noch kleineres Packmaß von Vorteil ist (voller Bus, TGV fahren, jemand nimmt mich in kleinem Auto mit, …), oder ich eine bestimmte Art bzw. Menge von Gepäck dabei habe bei welcher der Transport in einer Tasche auf dem Gepäckträgerblock am Rahmen statt auf meinem Rücken besser ist.

Fahrkomfort

Das Birdy lässt sich flott beschleunigen, ist wendig und die Schaltung bietet immer einen passenden Gang der sich intiutiv und schnell wechseln lässt. Leichte Unebenheiten sind durch die Federung an Vorder- und Hinterrad kaum wahrnehmbar, und auch nicht-geteerte Wege sind angenehm zu fahren. Selbst über Kopfsteinpflaster kommt man noch einigermaßen gut drüber. Insgesamt ist der Fahrkomfort des Birdy, trotz der kleinen Räder, sogar etwas besser als ich es von meinen bisherigen "großen" Trekking-Rädern kenne. Beim Bergauffahren kommt man irgendwann an den Punkt, wo es besser ist abzusteigen und zu schieben. Auch wenn man im 1. Gang weiter treten könnte, erfordert es ggf. weniger Kraft, zu schieben, da die Federung bei jedem Tritt etwas Kraft schluckt und das am Berg stärker ins Gewicht fällt.

Obwohl das Brompton ebenso ein Federelement für den Hinterbau besitzt, und der Stahlrahmen etwas mehr Unebenheiten wegschlucken dürfte als der Aluminiumrahmen des Birdy, ist der Fahrkomfort deutlich schlechter als beim Birdy. Selbst Nahtstellen im Asphalt wo dieser mal "geflickt" wurde sind schon unangenehm. Als Folge verringert man auch bei suboptimalem Straßenbelag eher die Geschwindigkeit und ist dort schon deshalb langsamer unterwegs als mit dem Birdy.

Bremsen

Das Birdy kommt mit Scheibenbremsen, die eine sehr gute Verzögerung bieten und auch steile Bergabfahrten stellen kein Problem dar. Man sollte die Bremskraft wohldosiert einsetzen, und wie bei Zweirädern generell die Hauptbremslast das Vorderrad erbringen lassen, sonst kann in Kurven ggf. mal das Hinterrad ausbrechen, denn mit dem Birdy ist man doch öfters auch recht flott unterwegs.

Ganz anders bei den Felgenbremsen des Brompton: Die Verzögerung ist gefühlt ziemlich schlecht, auch im Vergleich zu anderen Felgenbremsen bei großen Fahrrädern. Bei höheren Geschwindigkeiten und Bergabfahrten ist Vorsicht und vorausschauendes Fahren geboten, damit der lange Bremsweg nicht zum Sicherheitsrisiko wird.

Schaltung

Beim Birdy habe ich mich für die 10-Gang-Kettenschaltung (1x10) entschieden. Entscheidungsfaktoren hierfür waren einerseits, dass mir die 8 Gänge der Shimano-Nexus-Nabenschaltung zu wenig waren, und andererseits die über 1.000 EUR Aufpreis für die 14-Gang-Nabenschaltung Rohloff Speedhub 500 zu viel. Darüber hinaus hat man bei einer Nabenschaltung ein höheres Gewicht am Hinterrad. Zufrieden wäre ich mit der Rohloff-Schaltung aber bestimmt auch geworden. :) Die 10-Gang-Schaltung hat für mich immer den passenden Gang und macht das Fahren somit sehr angenehm. Zu bemerken ist jedoch auch, dass eine Kettenschaltung etwas höheren Wartungsaufwand als eine Nabenschaltung hat.

Beim Brompton habe ich mich für die 6-Gang-Schaltung entschieden, welche aus einer 2-fach-Ketten- und einer 3-fach-Nabenschaltung zusammengesetzt ist. Erwähnenswert hierbei ist, dass es keine sich überschneidenden Gänge gibt, wie man es von aus zwei Kettenschaltungen (3x9, 3x10 usw.) kennt, die 6-Gang-Schaltung entspricht also auch tatsächlichen 6 Gängen. Sie kommt vom Fahrgefühl her jedoch bei Weitem nicht an das Fahrgefühl der 10-Gang vom Birdy ran, man fährt oft nicht im optimalen Übersetzungsbereich da die Gangsprünge sehr weit sind. Darüber hinaus ist die 2x3-Schaltweise recht gewöhnungsbedürftig, da man eben sehr oft beide Teilschaltungen schalten muss (Schaltweise: 1-1 - 2-1 - 1-2 - 2-2 - 1-3 - 2-3), und man hat lange Schaltzeiten. Bei citybiker.at gibt es im Übrigen eine Graphik welche die Entfaltungen verschiedener Brompton-Schaltungen vergleicht.

Beleuchtung

Zu den Rücklichtern gibt es nicht viel zu sagen, den Zweck guter Sichtbarkeit für den nachfolgenden Verkehr dürften heute die allermeisten Modelle erfüllen, wie hier bei Birdy und Brompton. Große Unterschiede gibt es jedoch beim vorderen Scheinwerfer, dessen Wirken man als Fahrer selbst ja auch am meisten "im Blick" hat.

Das Birdy kommt ab Werk mit einer hochwertigen, sehr guten und hellen Lichtanlage (Supernova E2 Pure 3). Die Lichtverteilung empfinde ich als angenehm gleichmäßig.

Das Brompton fällt hier stark ab. Der ab Werk verbaute Scheinwerfer ist relativ weit von den aktuell hellsten Dynamoscheinwerfern entfernt, und als jemand, der seit Jahren Dynamobeleuchtung aktueller Modelle des eher oberen Helligkeitsbereichs fährt, nehme ich es eher als Funzel wahr.

Schon vor dem Kauf war somit klar, dass diese Funzel gegen ein SON Edelux II ausgetauscht werden wird. Dies dürfte einer der besten derzeit verfügbaren Dynamoscheinwerfer sein, und praktischer Weise gibt es vom Hersteller gleich eine Version in einer für ein Bromptons optimierten Kabellänge. Ich nehme den Scheinwerfer von Helligkeit und Lichtbild als nochmal einen Tick besser als den Supernova E2 Pure 3 wahr. Man kommt sicherlich auch gut mit etwas weniger "Edlem" zu recht, aber da ich das Licht selbst verbaut habe, konnten gesparte Werkstattarbeitszeitkosten getrost in die Spielerei dieses hochpreisigen Scheinwerfers fließen.

Faltvorgang

Der Faltvorgang beim Brompton ist etwas intuitiver als der beim Birdy. Wenn man sich mal eingewöhnt hat, nehmen sie sich aber nicht viel, und beide sind in etwa 15 bis 20 Sekunden zusammen- oder wieder auseinandergeklappt.

Zusammengeklappt hat das Birdy ein Maß von 79 x 61 x 36 cm und das Brompton eines von 58 x 57 x 27 cm.

Transport

Für Strecken auf denen man das Faltrad nicht fährt, bieten sich verschiedene alternative Transportvarianten:

Schieben: Mit zwei Händen bei beiden kein Problem. Das Birdy lässt sich wunderbar auch mit einer Hand schieben, die seitliche Stabilität ist dabei sehr gut. Beim Brompton funktioniert dies schlechter, die Brems-/Schaltzüge ziehen das Vorderrad etwas auf die Seite und man muss dagegen halten damit es geradeaus fährt. Wenn auf dem Gepäcktransportblock eine Tasche ist, verbessert sich die Schiebestabilität.

Tragen auf der Schulter: Um Treppen zu überwinden, kann man beide Fahrräder gut mit der Unterseite des Sattels auf die Schulter nehmen.

Hinterherziehen im zusammengeklappten Zustand: Wenn man den Gepäckträger sowie den Lowrider zum Birdy dazukonfiguriert hat, hat man einen zusätzlichen Haltegriff vorne zum Ziehen und zwei Rollen am Ende des Gepäckträgers, über die man das Paket gut hinter sich her ziehen kann. Dies ist von Vorteil etwa im Zug oder für kurze Strecken am Bahnsteig. Ähnliches ist auch beim Brompton möglich: Als Griff fungiert der nicht eingeklappte Lenker, Rollen hat das Brompton standardmäßig. Zur Verbesserung des Rollverhaltens habe ich beim Kauf die werkseitig verbauten Rollen durch bessere, etwas größere und kugelgelagerte Rollen ersetzen lassen.

Rollen im zusammengeklappten Zustand: Das Brompton (nicht das Birdy) kann man auch rollen ohne den Lenker für den "Rollkoffermodus" hochzuklappen. Man kann es dafür mit der Hand am Sattel schieben. Bei meiner Variante darf man hierbei die Sattelstütze nicht herausziehen (der obere Teil der Teleskopsattelstütze ist aber nicht betroffen), da sonst das Brompton beim Bewegen aufklappen kann, ab Modelljahr 2025 soll diese Einschränkung nicht mehr bestehen. Das Rollverhalten sollte besser sein wenn man einen Gepäckträger konfiguriert hat, da ich diesen nicht konfiguriert habe kann ich dazu aber keine Erfahrungen berichten.

Tragen im zusammengeklappten Zustand: Für kurze Strecken ist bei beiden Falträdern das Tragen mit der rechten Hand machbar. Es ist aber etwas unergonomisch und daher sind andere Varianten wenn möglich vorzuziehen.

Kosten für die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln

Die Kosten für die Fahrradmitnahme hängen von den Beförderungsbedingungen des jeweiligen Verkehrsunternehmens oder -verbunds ab, die sich aber hin und wieder auch ändern. Zusammengeklappt gelten Klappräder generell als kostenfreies Gepäckstück. Während der geklappte Zustand im Fernverkehr der Deutschen Bahn die einzige kostenfreie Transportmöglichkeit ist, sind Fahrräder mit kleinen Rädern im öffentlichen Personennahverkehr je nach Verkehrsverbund, Platzverhältnissen im jeweiligen Verkehrsmittel (Personentransport hat Vorrang gegenüber nicht geklapptem Fahrrad) sowie Tageszeit gegebenenfalls auch kostenfrei ohne dass man sie zusammenklappt. Private Fernbusanbieter definieren nochmal eigene Bedingungen.

Die Bedingungen für die Mitnahme von Fahrrädern in Verkehrsmitteln des VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg) (Stand: 21.04.2025) definieren Fahrräder mit einem Raddurchmesser bis 20 Zoll, wie das Birdy (18 Zoll) und Brompton C-Line (16 Zoll), als Gepäck. Es fällt somit auch ohne Klappen kein Beförderungsentgelt an:

Fahrräder, deren Rahmen zusammengeklappt sind und Kleinfahrräder mit einem Raddurchmesser bis zu 20 Zoll unterliegen nicht diesen Bestimmungen; sie gelten als Gepäck.

Im MVV (Münchner Verkehrsverbund) (Stand: 21.04.2025) gilt für Fahrräder bis 20 Zoll ein Ausschluss für Bus und Straßenbahn. Darüber hinaus gelten eher komplizierte Sonder- und Sperrzeitregelungen die von Feiertagen, Schulferien, Art der Fahrradkarte, Regionalzug oder S-Bahn, und ausführendem Verkehrsunternehmen abhängen.

Außerhalb von Verkehrsverbünden dürften in Zügen der Deutschen Bahn die Beförderungsbedingungen der DB AG gelten (bei anderen Bahnunternehmen aber wieder andere). Während meiner Erinnerung nach bis vor vielleicht zwei Jahren auch hier Fahrräder mit einem Raddurchmesser von bis zu 20 Zoll kostenfrei transportiert wurden, ist derzeit (Stand: 21.04.2025) eine Fahrradkarte zu lösen, außer man klappt das Rad zu einer Größe von Handgepäck zusammen:

Der Reisende hat durch den Erwerb von Fahrradkarten und/oder Stellplatzreservierungen vor Fahrtantritt den für die Beförderung und Stellplatzreservierung von verpackten oder unverpackten/demontierten Fahrrädern festgesetzten Beförderungspreis zu zahlen, ausgenommen hiervon sind zusammengeklappte Fahrräder, die wie Handgepäck in den Zügen untergebracht werden können.

Bei Flixbus (Stand: 21.04.2025) kann ein (geklapptes) Klapprad als anzumeldendes Sondergepäck im Gepäckraum mitgenommen werden, wenn u. a. sein Volumen in einen Würfel der Kantenlänge 240 cm passt und man es in eine "Fahrradtasche" packt. Der Sinn der Fahrradtasche erschließt sich mich nicht ganz, denn einen Schutz gegen Beschädigungen wird eine Plastik- oder Stofftasche kaum bieten. Darüber hinaus: Wenn ich mit dem Klapprad unterwegs bin, will ich mein Gepäck minimal halten. Aber was mach ich mit einer sperrigen Tasche, wenn ich angekommen bin, denn meistens werde ich mit dem selben Verkehrsmittel zurück reisen, muss sie also bis dahin aufbewahren (Plastiktüte am Zielort wegwefen ist also keine Option).

Standstabilität und Abstellmöglichkeiten

Im Gegensatz zum Brompton kommt das Birdy mit einem Seitenständer, wie man ihn von den "Großen" gewohnt ist. Dies ist praktisch, und ich nutze ihn in den meisten Fällen wenn ich das Birdy abstelle. Die Standstabilität ist jedoch eher labil; der Ständer gibt recht viel nach und das Rad bekommt eine ziemlich schräge Stellung. Etwas Abhilfe schafft es, den Lenker beim Abstellen ganz nach rechts zu drehen, dann ragt er weniger weit auf die Seite des Ständers.

Alternativ kann man beim Birdy das Hinterrad einklappen, was einen relativ sicheren Stand ergibt. Dieser Zustand kann gelegentlich in der Bahn hilfreich sein, wenn man sich das Zusammenklappen etwas sparen, aber gleichzeitig weniger Platz beanspruchen möchte.

Im vollständig zusammengeklappten Zustand ist die Standstabilität recht gut. Auch in der Bahn verharrt es so normalerweise trotz Beschleunigungen und Verzögerungen nach vorne und zu den Seiten (Weichen) an Ort und Stelle.

Das Brompton kommt ohne Seitenständer, allerdings kann man es im Gegensatz zum Birdy durch Anlehnen mit dem Sattel an einer Wand, einem Laternenpfahl oder ähnlichem sicher abstellen.

Darüber hinaus erhält man ähnlich zum Birdy durch Einklappen des Hinterrads eine ausreichende Auflagefläche zum Abstellen. Das Brompton steht (zumindest in meiner Konfiguration ohne Gepäckträger) hierbei jedoch relativ labil da: Man muss einerseits auf einen ebenen Untergrund achten, und andererseits ist es anfällig gegen seitliche Beschleunigung; ansonsten neigt es stark zum seitlichen Umkippen, und etwa in der Bahn sollte man es dabei besser festhalten.

Im vollständig zusammengeklappten Zustand ist das Brompton ebenso (zumindest in meiner Konfiguration ohne Gepäckträger) weniger standsicher als das Birdy und man sollte es entweder festhalten, oder bedient sich des Konzepts der formschlüssigen Ladungssicherung, sichert es also etwa mittels Wänden und Taschen gegen Verrutschen.

Stabiler steht, oder besser liegt, das Brompton wenn man es zusammengeklappt auf die Seite des eingeklappten Klapppedals legt. So kann man es auch in vielen Zügen unter dem Sitz platzieren. Beim Birdy wäre im Übrigen seitliches Lagern prinzipiell auch denkbar, ich praktiziere das jedoch nicht, da die Bauteile auf denen das Gewicht dann lastet für mich nicht den Eindruck erwecken, die dann wirkenden Kräfte auf Dauer unbeschadet zu überstehen.

Gepäckmitnahme

Zum Gepäcktransport nutze ich beim Birdy vor allem den Gepäckträger mit Spanngurt, welcher beim Birdy auch mit gefedert wird, insbesondere für leichtere Dinge wie Fahrradschloss, Regenschirm, Getränkeflaschen und Klamotten. Für weiteres habe ich aber immer noch einen Rucksack mit mir.

Prinzipiell lassen sich am Gepäckträger auch Seitentaschen anbringen. Für mich habe ich jedoch bislang keine passende gefunden, da mit meinen Taschen meine Füße beim Pedalieren anstoßen. Für Personen mit kleineren Füßen, oder ggf. der "richtigen" Seitentasche, mag das funktionieren, ich habe dazu keine weiteren Erfahrungen gemacht. Darüber hinaus habe ich auch schon eine Lenkertasche probiert, doch diese sind beim Zusammenklappen im Weg und lassen das Birdy kippen wenn man es auf dem Seitenständer abstellt.

Ein großer Pluspunkt des Bromptons ist der Gepäckmontageblock vorne. Er ist am Rahmen befestigt, beeinträchtigt daher nicht das Fahrgefühl negativ, und fungiert als Schnittstelle zum Anbringen von kompatiblen Taschen (diverse Modelle verfügbar bei Brompton und anderen Herstellern). Dazu habe ich eine Einrollpacktasche (Brompton Borough RollTop Bag Medium 14 Litres Olive). Darin bekommt man Mappen mit DIN-A4-Inhalt oder auch einen Klapprechner unter, entweder im normalen Packbereich oder bei einem Format à la MacBook Air in einer Innentasche. Somit nehme ich das Brompton gerne auch wenn ich ohne Rucksack, oder mit noch etwas umfangreicherem Gepäck (ohne einen großen Trekking-Rucksach her nehmen zu müssen) unterwegs bin.

Zum Brompton-Gepäckträger kann ich keine Aussage treffen. Ich habe mich unter anderem dagegen entschieden, um etwas Gewicht zu sparen, und um den Anwendungsfall meines Bromptons etwas anders als den meines schon vorhandenen Birdys zuzuschneiden.

Sattel

Bei beiden Falträdern habe ich den Sattel getauscht, da sich für meine Anatomie die ab Werk montierten Modelle als nicht optimal angefühlt haben. Im Hinblick auf den Satteltausch kann ich drei Tipps geben:

Erstens sollte man darauf achten, dass der Sattel nicht viel höher aufbaut als der ab Werk verbaute. Besonders beim Birdy ist in manchen ICE-Modellen der Bahn im zusammengeklappten Zustand kaum Platz nach oben wenn man es in ein Gepäckregal schiebt.

Zweitens sollte die Unterseite des Sattels keine Wölbungen haben, die beim Tragen des Fahrrads via Sattel auf der Schulter dort unangenehm drücken. Ansonsten würde man sich einer wichtigen Tragevariante berauben.

Drittens hat mir beim Finden eines passenden Sattels die Ergonomieberatung in einem Fahrradladen geholfen. Dabei wird der Sitzknochenabstand gemessen indem man sich auf einen speziellen Messplatz setzt, und man kann dann einen auf diesen Abstand optimierten Sattel eines Modells wie dem SQLab 601 ERGOLUX wählen.

Spritzschutz

Beim Birdy ist leider der Spritzschutz durch das Schutzblech des Vorderrades unzureichend. Bei Regen und Schnee bekommt man dadurch nasse Füße, und darüber hinaus wird auch der Antrieb mit Salzwasser eingesaut (Rost!). Abhilfe hat bei mir ein zusätzlicher Spritzschutz (Modell Latz der Marke Fahrer) gesorgt. Der Anbau hat einen kleinen Nachteil, nämlich dass man beim Einklappen des Vorderrades mehr Acht geben muss dass dieser Spritzschutz gut mit durch die Vorderradschwinge kommt (nach ein paar Mal Klappen aber kein Problem).

Beim Brompton erfüllt das Schutzblech des Vorderrades in dieser Hinsicht hingegen voll seinen Zweck.

Sattelstütze bei Brompton

Beim Brompton gibt es verschieden lange Sattelstützen zur Konfiguration (standard/lang/Teleskop). Um bei großer Körpergröße die Sattelstütze beim Zusammenklappen immernoch zu Gunsten eines kleinen Packmaßes vollständig in den Rahmen schieben zu können, habe ich die Teleskopsattelstütze ausgewählt.

Klapppedal bei Brompton

Bei meinem Brompton ist das linke Pedal als Klapppedal ausgeführt. Dies ermöglicht ein kompakteres Faltmaß, und das geklappte Pedal dient als guter Auflagepunkt wenn das geklappte Faltrad auf der Seite liegt. Nachteilig ist, dass das Klappscharnier beim Pedalieren stört und man mit dem linken Fuß eine bisweilen unangenehme Fußposition einnimmt.

Bei neueren Modellen scheint das linke Pedal dagegen zum An-/Abstecken ausgeführt zu sein. Dazu kann habe ich aber keine eigenen Erfahrungen.

Wartung

Erstmal sei erwähnt dass auch beim Birdy und Brompton die allgemeinen Grundsätze der Fahrradwartung gelten wie bei den meisten anderen Fahrrädern auch: Man sollte regelmäßig Luft nachfüllen und den Antrieb (Kette, Schaltung) u. ä. sauber machen und schmieren, um flott von der Stelle zu kommen. Wenn man das vernachlässigt, bringt einem das beste und teuerste Fahrrad nichts. Im Folgenden soll nun nur noch auf ein paar Birdy- und Brompton-spezifische Aspekte eingegangen werden, die ich hier als erwähnenswert erachtet habe.

Im Wartungsplan im Birdy-Handbuch fällt auf, dass die vordere Schwinge vom Hersteller als Verschleißteil betrachtet wird und nach einer bestimmten Kilometerzahl getauscht werden soll. Man kann jetzt spekulieren, warum das der Fall ist, vielleicht gab es schon Brüche und man will auf der sicheren Seite sein.

Zum Brompton finde ich erwähnenswert, dass aufgrund des Stahlrahmens Rost möglich ist. Bei mir ist zum Beispiel im Lauf des Winters (Streusalz!) an der Kontaktstelle zwischen dem Rahmenbereich des Tretlagers und dem Hinterrad (im zusammengeklappten Zustand) der Lack abgeblättert. Brompton hat ausführlichere Äußerungen zum Thema Korrosion gemacht, die ich hier nicht wiederholen möchte. Grob zusammengefasst ist die Aussage, dass der Rahmen einen Korrosionsschutz hat und rostige Verfärbungen etwa in den nicht pulverbeschichteten Rohren kein strukturelles Problem für den Rahmen darstellen. Bei Beschädigungen an der Pulverbeschichtung/Lackierung wird empfohlen, die betreffenden Stellen mit Acryllack auszubessern.

Sonstiges

Elektrifiziertes Brompton sinnvoll?

Das Brompton ist auch elektrifiziert erhältlich. Nun kann man sich die Frage stellen, ob das für einen persönlich sinnvoll wäre. Für mich bin ich da skeptisch: Für die allermeisten Streckenprofile auf denen ich unterwegs bin sollte ein nicht-elektrifiziertes Rad ein ähnlich schnelles Vorankommen ermöglichen (der relevante Vergleich ist für mich der zum Fußgänger oder zum Mit-dem-Bus-Fahrer mit Wartezeiten in denen er nicht vorankommt), sehr bergreiche Gegenden dürften eine Ausnahme bilden. Darüber hinaus gehen mit dem Elektroantrieb verschiedene Nachteile her: Das Gewicht wird erhöht und das Tragen erschwert; der Akku belegt den Gepäckträgerblock; die Komplexität der Komponenten steigt, die Wartung wird erschwert; die Lebensdauer des Gesamtprodukts wird möglicherweise durch die elektrischen Komponenten verkürzt; die Kosten sind deutlich höher.

Birdy-Vertrieb eingestellt?

Laut diesem Artikel stellt Riese und Müller den Vertrieb des Birdy ein. Es wird darüber spekuliert, ob möglicherweise der taiwanesische Produzent des Birdys Pacific Cycles zukünftig auch den europäischen Markt übernehmen könnte.

Änderungen am Hinterbau bei Bromptons ab Modelljahr 2025

Laut diesem Video wurde beim Brompton C-Line mit dem Modelljahr 2025 der Hinterbau verändert. Damit einher gehen die Verfügbarkeit einer 12-Gang-Schaltung, ein neuer Gepäckträger mit besserem Rollverhalten, mehr Spielraum beim Hinterherziehen des Bromptons am Lenker, und die Möglichkeit das Brompton bei deutlich weiter herausgezogener Sattelstütze zu rollen ohne dass die Faltung aufgeht. Nachteil ist, dass die Änderung inkompatibel zu früheren Brompton-Generationen ist (Wechsel des kompletten Hinterbaus eines älteren Bromptons auf die neue Hinterbau-Generation sei aber möglich).

Weiterführende Verweise




Dienstag, 14. Juli 2015

LibreOffice-Vorlage für Literatur, Bücher, Berichte usw.

Neulich habe ich eine neue Vorlage für LibreOffice und OpenOffice erstellt. Sie eignet sich für Literatur (Prosa, Theaterstücke, Gedichte), aber natürlich auch Berichte und sonstige Dokumente. Der Unterschied zur Standardvorlage besteht in verschiedenen Einstellungen für eine besseren Lesbarkeit und einen schöneren Satzspiegel, der dem von LaTeX-Dokumenten ähneln soll. Darunter sind die Verwendung von Blocksatz mit Silbentrennung, mehrere Spalten, Achten auf Registerhaltigkeit und eine bessere Aufteilung von Absätzen bei Seiten- und Spaltenübergängen. Außerdem wird mit EB Garamond ein häufig im Buchdruck vorkommender Schrifttyp verwendet. Für verschiedene Literaturgattungen wurden ein paar Absatz- (Texkörper {Gedicht/Verse, Prosa, Prosa - Zitat/integrierter Vers (1. Absatz), Prosa - Zitat/integrierter Vers (Folgeabsatz), Regieanweisung, Theater}) und Zeichenvorlagen (Theater - {Regieanweisung, Sprecher}) hinzugefügt. Bei Verwendung sollte auf die Unterscheidung zwischen neuen Absätzen (ENTER) und einfachen Zeilenumbrüchen (SHIFT + ENTER) in LibreOffice geachtet werden. Der Unterschied liegt darin, ob ein kleiner (Zeilenumbruch) oder großer Zeilenabstand (neuer Absatz) bzw. eine Einrückung (1. Zeile eines Absatzes) oder eben nicht (nachfolgende Zeilen des Absatzes) folgt, und ob eine Zeile mit ihrem zugehörigen Absatz zusammengehalten werden soll (für einfachen Zeilenumbruch; v. a. bei Seiten- und Spaltenübergängen von Bedeutung). Weiterhin sollte bei einem Absatz, welchem eine kurze Regieanweisung folgt, für diesen (nicht für die gesamte Absatzvorlage!) die Textflusseinstellung mit folgendem Absatz zusammenhalten aktiviert werden, sodass die beiden nicht durch Seiten- oder Spaltenumbrüche voneinander getrennt werden.


Zum Ausprobieren der Vorlage habe ich verschiedene gemeinfreie Texte verwendet, welche bei Projekten wie Wikisource, Gutenberg und Gutenberg-DE zugänglich sind. Zu einem vollständigen Text gelangt man am einfachsten über den jeweiligen Wikipedia-Artikel des Werkes. Hier ein paar Beispiele im PDF-Format:

Dienstag, 23. Juni 2015

LibreOffice: Adding a draft watermark to exported PDFs

When distributing documents that have not reached final state yet, it may be a good idea to mark them as draft. LibreOffice supports watermarks for this purpose and others (File > Export as PDF... > Watermark). However, the implemenation has some downsides: The color of the watermark text is a green that not everybody may like and the text is vertical, which also does not look too good if you compare it to the watermarks that LaTeX packages produce. Moreover, the user cannot adjust the watermark to his needs, as the settings are hard-coded in LibreOffice's source code...
So, as LaTeX does the job very well, one workaround is to generate a draft watermark using LaTeX and then setting it as the background image of an exported PDF from LibreOffice (another one is setting a background image directly in LibreOffice):
The following code uses the draftwatermark package to adjust and generate a watermark:

\documentclass[a4paper]{article}

\usepackage{lmodern}    % Latin Modern
%\usepackage{tgheros}   % Helvetica
%\usepackage{tgtermes}  % Times
%\usepackage{tgcursor}  % Courier

% adapt default font
%  * serif:      \rmdefault
%  * sans-serif: \sfdefault
%  * monospace:  \ttdefault
%\renewcommand*\familydefault{\sfdefault}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[utf8]{inputenc}

\usepackage{draftwatermark}
% see package documentation for further configuration options
\SetWatermarkText{Draft}
\SetWatermarkLightness{0.75}
\SetWatermarkScale{1.2}


\begin{document}
\pagenumbering{gobble} % remove page numbers
\mbox{}                % pdflatex refuses to emit an empty page otherwise
\end{document}

After building the PDF file using pdflatex, you can use the pdftk command line tool to add it as background/watermark to a PDF document exported from LibreOffice (stamp instead of background places the LaTeX document in front of the other):

pdflatex watermark.tex
pdftk in.pdf background watermark.pdf output out.pdf

The source code and some generated PDFs can be found in this tar archive. It also contains a script draft.sh which adds a draft watermark to a PDF document:

./draft.sh in.pdf out.pdf

Montag, 22. Juni 2015

LibreOffice u. a.: (Entwurfs-)Wasserzeichen in exportierte PDF-Dokumente einfügen

Gelegentlich ist es sinnvoll, ein für die Weitergabe bestimmtes Dokument als Entwurf zu kennzeichnen, indem ein entsprechender Text als Wasserzeichen im Hintergrund platziert wird. In LibreOffice ist zwar eine entsprechende Funktion eingebaut: Über das Menü für den PDF-Export (Datei > Als PDF exportieren… > Wasserzeichen) kann ein Text angegeben werden, welcher als Wasserzeichen verwendet wird. Das Ergebnis ist allerdings nicht sonderlich schön: Zum Einen wird als Farbe ein sehr aufdringliches Grün verwendet, zum Anderen ist der Text nicht schräg über das Dokument gelegt, sondern vertikal.  Beide Eigenschaften sind nicht veränderbar.
Abhilfe lässt sich schaffen, indem man eine leere Seite mit dem Entwurfswasserzeichen erstellt und dieses dann nachträglich unter das exportierte PDF-Dokument legt (alternativ könnte auch eine Bilddatei als Hintergrundgraphik in LibreOffice verwendet werden):
Hierzu wird zunächst das PDF mit dem Wasserzeichen mit LaTeX (oder natürlich auch LibreOffice o. Ä.) erstellt (z. B. mit dem Paket draftwatermark) und anschließend mittels pdftk unter den Text gelegt (um es darüber zu legen, kann stamp statt background verwendet werden):

pdflatex wasserzeichen.tex
pdftk in.pdf background wasserzeichen.pdf output out.pdf

Als LaTeX-Quelltext wird folgender verwendet:

\documentclass[a4paper]{article}

\usepackage{lmodern}    % Latin Modern
%\usepackage{tgheros}   % Helvetica
%\usepackage{tgtermes}  % Times
%\usepackage{tgcursor}  % Monospace
% adapt default font -- only necessary for monospace (\ttdefault) or sans-serif
% (\sfdefault) font, as article's default is roman.
%\renewcommand*\familydefault{\sfdefault}

\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[utf8]{inputenc}

\usepackage{draftwatermark}
% see package documentation for further configuration options
\SetWatermarkText{Entwurf}
\SetWatermarkLightness{0.75}
\SetWatermarkScale{1.2}


\begin{document}
\pagenumbering{gobble} % remove page numbers
\mbox{}                % pdflatex refuses to emit an empty page otherwise
\end{document}

Der Quelltext und Wasserzeichen in verschiedenen Schriftarten findet sich auch in dieser Archivdatei. Zusätzlich ist ein Skript entwurf.sh enthalten, welches eine PDF-Datei mit einem Entwurfswasserzeichen versieht:

./entwurf.sh in.pdf out.pdf

Sonntag, 15. Februar 2015

Posteo als Google-Alternative für E-Mail, Kalender und Adressbuch ‒ ein einigermaßen ausführlicher Erfahrungsbericht

Da mich schon längere Zeit störte, dass mein Kalender bei Google lag (E-Mails schon sehr lange nicht mehr, das Adressbuch ohnehin nicht), habe ich mich neulich mal wieder nach Alternativen umgeschaut. Einen entsprechenden Dienst für mich selbst zu betreiben war bisher wegen des notwendigen Aufwands nicht in Betracht gekommen. Eine zufriedenstellende Alternative hatte ich aber eben auch nie gefunden. Neulich habe ich nun mal den Berliner Anbieter Posteo (der scheinbar auch im Freundeskreis bei dem einen oder anderen in Verwendung ist) ausprobiert, und dieser schaut nun nach der gesuchten Lösung aus. Im Folgenden will ich daher meine Erkenntnisse niederschreiben, da ich sicher nicht der Einzige bin, der seine privaten Daten der guten Funktionalität wegen bei Google o. Ä. liegen hat(te) und wegen des Daten-nicht-Schutzes in den USA diese Daten zumindest ins sicherere/weniger unsichere Deutschland holen möchte. Mein Fazit: Ich bin momentan sehr zufrieden mit Posteo, für 12 € im Jahr erhalte ich so ziemlich alles, was ich brauche. Da ich bisher in erster Linie mit dem Kalender von Google gearbeitet habe, findet an einigen Stellen ein Vergleich mit diesem statt. Außerdem wird auf die Zusammenarbeit mit externen Programmen, genauer Mozilla Thunderbird, eingegangen. Anmerkungen und Kritik werden gerne per Kommentar oder elektronischer Post entgegengenommen.

Allgemeines

Der Anbieter Posteo wurde (neben anderen Anbietern wie mailbox.org) nach den Snowden-Enthüllungen öfters in den Medien im Kontext der Frage nach "sicheren" E-Mail-Anbietern (Datensparsamkeit, Verschlüsselung) genannt (mehr bei Wikipedia). Nach der Registrierung kann man das Postfach zwei Wochen lang kostenlos bei eingeschränktem Funktionsumfang testen, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Entscheidet man sich für den Anbieter, beträgt der Grundpreis 1 € pro Monat bei Vorkasse (mindestens 12 €). Bezahlmöglichkeiten sind hierbei Überweisung, Paypal/Kreditkarte und (anonyme) Barzahlung per Brief. Möchte man sein Postfach wieder kündigen, so gibt es in der Web-Oberfläche eine entsprechende Funktion (auch die Angabe eines Kündigungstermins ist möglich), das Restguthaben wird dann zurückerstattet.

Im Grundpreis enthalten sind 2 GB Speicherplatz (jedes zusätzliche GB 0,25 € pro Monat), zwei zusätzliche Aliasadressen sowie drei Kalender enthalten. Die Kundenbetreuung findet ausschließlich per E-Mail statt. Für die meisten wiederkehrenden technischen Fragen gibt es außerdem einen recht ausführlichen Hifebereich. Dieser enthält zum Beispiel auch Anleitungen zur Einrichtung verbreiteter Programme wie Thunderbird zum Zugriff auf die Posteo-Dienste und eine Umzugsanleitung für Gmail-Nutzer. Für eine Übersicht aller Leistungen/Besonderheiten von Posteo inklusive Bildschirmphotos sei auf die entsprechende Seite bei Posteo verwiesen.

E-Mail

Die Web-Oberfläche von Posteo basiert auf Roundcube mit verschiedenen Plugins, Zugriff von externen Programmen über SMTP und IMAP ist selbstverständlich auch möglich. Die Oberfläche unterstützt z. B. die Darstellung von Diskussionsfäden/Konversationen in der Nachrichtenanzeige, automatische Antworten, Weiterleitungen, Kontaktgruppen zum schnellen Senden einer E-Mail an eine feste Gruppe von Kontakten, hat einen E-Mail-Sammeldienst für Postfächer bei anderen Anbietern und bietet ausführliche Nachrichtenfilterung auf Basis von Sieve. Weiterhin gibt es vielerlei Einstellmöglichkeiten, um alles den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Die Einrichtung des E-Mail-Postfachs in Thunderbird erfordert lediglich die Angabe der Posteo-Adresse und des Passworts. Da sich Posteo in den Mozilla-Datenbanken für E-Mail-Anbieter befindet, werden die weiteren Server-Einstellungen automatisch ergänzt und man kann das Postfach sofort verwenden.

Die Server-seitigen Nachrichtenfilter können neben der Web-Oberfläche auch über externe Programme angepasst werden (ggf. sollte man sich auf eine Variante bzw. "kompatible" Änderungen beschränken, um Konflikte zu vermeiden). Bei Thunderbird funktioniert dies über das Sieve-Plugin (bei einem aktuellen Thunderbird ist die Entwicklungsversion 0.2.3x notwendig, 0.2.2 funktioniert nicht), welches einen Eintrag zur Anpassung des Filters in den Kontoeinstellungen hinzufügt (Bezeichnung roundcube, sichtbar sobald man in der Web-Oberfläche einen Filter erstellt hat).

Offiziell nicht auf der Posteo-Website erwähnt, aber (nach aktuellem Stand) dennoch möglich: Wie auch bei Google bzw. einem Postfix-Dienst in Standardkonfiguration können z. B. zwecks einfacherem Filtern von Nachrichten beliebig viele "Unteradressen" über eine Adresserweiterung mit dem +-Zeichen verwendet werden. Hierfür wird statt adresse@posteo.de einfach adresse+erweiterung@posteo.de (erweiterung beliebig, solange die Adresse standardkonform bleibt) verwendet. Alle Nachrichten an die Adresse mit Erweiterung werden an adresse@posteo.de zugestellt. Auf die Adresse in der erweiterten Form kann dann in Filterregeln geprüft werden.

Ein weiterer zu nennender Punkt ist, dass man bei Posteo (anders als z. B. bei mailbox.org) keine E-Mails zu eigenen Nicht-Posteo-Domänen empfangen ‒ also den eigenen DNS-MX-Eintrag auf einen Posteo-Server setzen ‒ kann, ausschließlich @posteo.de (@posteo.at, @posteo.eu, …) ist möglich. Dies bindet einen natürlich an Posteo als kostenpflichtigen E-Mail-Dienstleister. Für eine größere Unabhängigkeit ist es eine Möglichkeit, eine andere (bevorzugt deutsche, sonst kann man gleich bei Google bleiben) Adresse als Haupt(empfangs)adresse zu verwenden und die Nachrichten an diese zu Posteo weiterzuleiten. Entweder also über einen Anbieter kostenloser Adressen wie GMX oder über einen Anbieter, bei dem man eine eigene Domäne hat/erwirbt. Diese Variante führt dann jedoch dazu, dass z. B. hinsichtlich einiger Aspekte wie der Server-zu-Server-Verschlüsselungsmaßnahmen (nicht: Ende-zu-Ende) ein weiterer kritischer Punkt auf dem Transportweg der E-Mails hinzukommt und die Verschlüsselungseinstellungen der Posteo-Dienste beim Nachrichtenempfang teilweise ausgehebelt werden. Das Senden von beliebigen Absenderadressen ist hingegen möglich, indem man in den Einstellungen als Identität seine Nicht-Posteo-Absenderadresse einträgt.

Der Spam-Filter von Posteo weist zwei Besonderheiten auf: Zum Einen kann er nicht vom Kunden selbst durch Markieren von Nachrichten als unerwünscht beeinflusst werden sondern wird zentral von Posteo eingestellt. Zum Zweiten wird eine als Spam eingeordnete Nachricht nicht wie bei den meisten anderen Anbietern zum Benutzer durch gelassen und als solche markiert oder in einen Spam-Ordner verschoben, sondern gar nicht erst angenommen. Vorteil hierbei ist, dass der Absender über eine Nachricht zur Fehlermitteillung mitbekommt, dass seine Nachricht den Empfänger nicht erreicht und warum und er ggf. darauf reagieren kann; Nachrichten können also nicht "verloren" gehen. Der Empfänger muss nicht mehr in den Spam-Ordner schauen und wird vom Absender ggf. auf anderem Weg kontaktiert. Dies funktioniert aber eben nur, wenn dies dem Absender möglich ist bzw. er die Ursache für die Spam-Einordnung beheben kann. Meistens dürfte das schneller sein, als die Tage/Wochen/Monate abzuwarten, bis der Empfänger mal wieder seinen Spam-Ordner durchschaut. An dieser Stelle muss man abwägen, ob man das so haben möchte. Zu beachten ist außerdem, dass ein durchschnittlicher E-Mail-Nutzer mit der (englischsprachigen) "Mail delivery failed: returning message to sender"-Nachricht eher wenig anfangen kann, um die Ursache zu beheben.

Seit Kurzem bietet die Posteo-Web-Oberfläche auch die Möglichkeit zur Ende-zu-Ende-Nachrichtenverschlüsselung über PGP und S/MIME. Diese habe ich bisher nicht ausprobiert. Eine in naher Zukunft geplante Funktion scheinen Mailinglisten zu sein (derzeit nur auf Anfrage und noch ohne Verwaltung per Web-Oberfläche; nicht getestet).

2015-02-15: Abschnitt zu Adresserweiterungen hinzugefügt
2015-02-15: Aussage zu möglichen Absendeadressen korrigiert: Hier sind auch fremde Adressen möglich.

Kalender

Der Posteo-Kalender bietet die zu erwartenden Funktionen eines Kalenders. Anfangs war ich etwas skeptisch, denn phasenweise gab es Zeitüberschreitungen beim Erstellen von Terminen und die Web-Oberfläche fror dann ein. Nach einer Nachricht an die Kundenbetreuung scheint es jetzt aber zuverlässig zu funktionieren. Weiterhin bin ich noch auf einen kleineren Fehler beim Erstellen von Terminen gestoßen: Setzt man das Anfangsdatum nach vorne, kann man das Enddatum dennoch nicht vor das ursprüngliche Anfangsdatum setzen. Auch dieser Fehler ist gemeldet, besteht derzeit aber immernoch. Da ich aber jetzt hauptsächlich Thunderbird für den Kalender verwende, bin ich davon ohnehin wenig beeinträchtigt: Mit Hilfe der Erweiterung Lightning können die Posteo-Kalender in Thunderbird als CalDAV-Kalender hinzugefügt werden.

2015-02-19: Ein weiteres Problem gibt es im Umgang mit Tabulatorzeichen: Tabulatoren in einem Termin, der z. B. in Thunderbird erstellt wurde, werden in der Web-Oberfläche nicht als solche, sondern als \t angezeigt. Außerdem gehen Termine mit einem Tabulatorzeichen in einem Feld (entstanden z. B. durch Kopieren und Einfügen von einer Website) beim Speichern verloren. Auch dieser Fehler ist gemeldet.

Im Grundpreis des Posteo-Postfachs sind drei Kalender inbegriffen, für jeden weiteren sind 0,10 € pro Monat Aufpreis erforderlich. Dies ist jedoch nicht all zu tragisch, denn zumindest eine weitere Unterteilung der Termine ist über Kategorien möglich, denen man einen Termin zuordnen kann. Diese Kategorien stellen auch das Hauptmerkmal zur farblichen Unterscheidung von Terminen in der Web-Oberfläche dar: Die einzelnen Kalender sind durch einen dünnen Rahmen farblich unterschieden, wohingegen die Kategorien die Füllfarbe bestimmen. Für einen Google-Benutzer ist das zwar eher ungewohnt, aber grundsätzlich kein großes Problem. Verwendet man den Kalender aber in Thunderbird, so ist die Gewichtung der farblichen Hervorhebung genau anders herum (Füllfarbe entspricht Kalender, kleiner Balken an der Seite entspricht Kategorie).

Der Web-Kalender bietet als Ansichtmöglichkeiten Tag, Woche und Monat. Ein benutzerdefiniertes Zeitintervall für die Anzeige wie bei Google oder Thunderbird gibt es leider nicht. Des Weiteren ist es auch nicht möglich, über das Mausrad den aktuell angezeigten Zeitraum zu wechseln, dies geht nur über einen entsprechenden Knopf in der Benutzeroberfläche. Außerdem empfinde ich die verwendete Schriftgröße (für meinen nicht ganz so großen Bildschirm) als etwas zu groß ausgefallen. Das lässt sich allerdings kurzerhand über die Verkleinerungs-/Vergrößerungsfunktion (Strg + MINUS bzw. Strg + PLUS) meines Browsers beheben.

Bei Posteo können wie bei Google die eigenen Kalender freigegeben werden und fremde Kalender können eingebunden werden: Zur Freigabe gibt es (jederzeit änderbare) URLs für das iCal- und das XML-Format (Atom-Feed). Eine HTML-Ansicht wie bei Google fehlt allerdings. Außerdem ist zu beachten, dass die Kalender nicht in einen Google-Kalender eingebunden werden können. Laut Kundenbetreuung versuche Google hierbei, die gesamte Posteo-Domäne zu crawlen, was man verbiete und weshalb dann die Einbindung fehlschlage. Diese Argumentation kann ich zwar nicht ganz nachvollziehen, aber da dies jetzt für mich keine zentrale Funktion ist, bin ich dem nicht weiter nachgegangen. Externe fremde Kalender können in die Web-Oberfläche im iCal-Format eingebunden werden. Jeder so genannte "Feed" kann dann einer Kalenderkategorie für die Web-Oberfläche zugeordnet werden.

[2015-09-11: Im Vergleich zu Google ist der Atom-Feed leider auf verschiedene Weise für das Informiertwerden über Änderungen am Kalender unbrauchbar, da sich die IDs der Einträge ändern (führt zu Duplikaten im Feedreader), die Zeitstempel nicht der Erstellung, sondern der Anfangszeit eines Termins entsprechen und nur die letzten und nächsten 9 Einträge vom Abrufzeitpunkt aus enthalten sind. Lediglich für ein maschinelles Auslesen für bestimmte andere Zwecke ist der Feed also verwendbar.]

In der Web-Oberfläche können die anzuzeigenden Kalender gefiltert werden. Für die Kalender gibt es dabei die Kombinationsmöglichkeiten alle Kalender, alle Posteo-Kalender und jeweils ein einzelner Posteo-Kalender (hier sind die Möglichkeiten im Vergleich zu Google also eingeschränkt). Die Kategorien können hingegen beliebig miteinander kombiniert angezeigt werden.

Für das Löschen einer größeren Anzahl von Terminen gibt es eine eigene Funktion. Hierbei kann angegeben werden, dass alle Termine oder alle Termine bis zu einem bestimmten Datum oder alle Termine nach einem bestimmten Datum gelöscht werden sollen.

Verwendet man hauptsächlich Thunderbird bzw. andere externe Programme für den Zugriff auf den Kalender, so können die eingebundenen Posteo-Kalender auch für Aufgabenlisten verwendet werden. In Thunderbird können diesen Aufgaben auch Anfangs- und/oder Endzeiten zugewiesen werden, sodass die im Kalenderreiter angezeigte Seitenleiste mit den Aufgaben auf die aktuell relevanten beschränkt werden kann und Aufgaben mit einer Frist in der Vergangenheit rot hervorgehoben werden. Leider unterstützt die Web-Oberfläche die Aufgaben nicht.

Die Kalenderbenachrichtigungen sind zwischen der Web-Oberfläche und externen Programmen wie Thunderbird derzeit nicht kompatibel (man arbeite daran). Die Web-Oberfläche verwendet ausschließlich E-Mails zur Benachrichtigung. Thunderbird verwendet ausschließlich Popups. Eine in Thunderbird erstellte Benachrichtigung wird bei der Terminbearbeitung in der Web-Oberfläche daher ignoriert und umgekehrt (wobei die über die Web-Oberfläche eingestellte E-Mail natürlich trotzdem im E-Mail-Postfach landet).

Der Posteo-Kalender hat auch eine Druck-Funktion. Diese fällt von der Aufbereitung der Kalenderdaten jedoch sehr deutlich hinter der von Google zurück. Aus funktionaler Sicht schafft hier die Druckfunktion von Thunderbird Abhilfe, allerdings kommt sie auch nicht ganz an die Darstellung des Google-Kalenders heran.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass bei Posteo an erstellte Termine oder Aufgaben keine Dateien angehängt werden können, was bei Google möglich ist.

2015-02-15: Bemerkung zur Schriftgröße hinzugefügt

2015-05-24: Ein kleineres Problem gibt es noch mit dem Versenden von Termineinladungen. Hier werden Zeilenumbrüche der Terminbeschreibung in der der E-Mail angehängten HTML-Datei fehlerhaft nicht als solche, sondern als Zeichenkombination \n, dargestellt. Die iCal-Datei ist davon nicht beeinträchtigt.

Adressbuch

Posteo bietet ein Adressbuch (inklusive Import- und Exportfunktion), welches sowohl über die Web-Oberfläche als auch über externe Programme per CardDAV zugänglich ist. So kann man es in Thunderbird mit dem Plugin SOGo-Connector verwenden. Außerdem können die Geburtstage der Kontakte mit dem Thunderbird-Plugin ThunderBirthDay im Kalender angezeigt werden.

Das Adressbuch ist global, es gibt nur ein einziges. Daher kann auch nur alles oder nichts in ein externes Programm eingebunden werden. Um das Adressbuch weiter zu unterteilen, besteht sowohl in der Web-Oberfläche als auch lokal in Thunderbird die Möglichkeit, Kontaktgruppen anzulegen. Ein Kontakt kann beliebig vielen Kontaktgruppen zugeordnet werden. Schreibt man eine E-Mail, kann dann die gesamte Kontaktgruppe auf einmal in das Empfängerfeld eingetragen werden. Problem bei der Sache mit den Kontaktgruppen ist, dass sie nicht synchronisiert werden: Die Kontaktgruppen der Posteo-Web-Oberfläche gelangen nicht zu Thunderbird und umgekehrt. Um das Problem zu umgehen, bleibt daher nur anstatt der Kontaktgruppe das Bearbeiten einer E-Mail als neue Nachricht (Thunderbird) bzw. im allgemeinen Fall eine Antwort an alle Empfänger einer bestimmten Nachricht. Im Zweifelsfall kann man auch die Kontaktgruppe nur in der Posteo-Web-Oberfläche führen und die (ggf. wenigen) Nachrichten, bei denen man sie braucht, über die Web-Oberfläche schreiben.

Die Posteo-Web-Oberfläche bietet weiterhin (wie Thunderbird) ein eigenes Adressbuch für gesammelte Adressen, in die jede E-Mail-Adresse eingetragen wird, an die man eine Nachricht sendet. Auch diese können nicht synchronisiert werden.

2015-04-06: Der Export von Kontakten über die Posteo-Web-Oberfläche ist eher unintuitiv. Beim Markieren eines Adressbuchs wird über den Knopf "Exportieren" genau dieses exportiert ‒ so weit, so gut. Markiert man nun einen Kontakt, so wird nicht dieser, sondern weiterhin alle in der "Kontakte"-Spalte angezeigten Kontakte exportiert, denn für den Export relevant ist allein die "Kontakte"-Spalte. Um also einen oder mehrere bestimmte Kontakte zu exportieren, muss man die Kontakte in dieser Spalte über die Suche oder über das Nutzen von Kontaktgruppen einschränken und erst dann exportieren. Bei Google ist der Export intuitiver, außerdem wird zusätzlich zu vCard auch noch CSV als Exportformat unterstützt.

Sonstiges

2015-04-07: Etwas lästig ist noch folgendes kleineres Problem mit der Anmeldung bei der Web-Oberfläche: Wenn man sich über die Posteo-Hauptseite https://posteo.de/ anmeldet, wird man zur Web-Oberfläche weitergeleitet. Bei der Anmeldung wird ein Sitzungs-Cookie gesetzt, welches eine Gültigkeitsdauer bis zum Ende der Browser-Sitzung hat. Schließt man nun aber die Web-Oberfläche und versucht anschließend über die Hauptseite, wieder dorthin zu gelangen, so wird man erneut nach seinen Zugangsdaten gefragt ‒ obwohl man ja eigentlich immernoch angemeldet ist! Erst nach korrekter Eingabe dieser wird einem wieder Zugang gewährt. Abhilfe schaft es nur, den URL der Web-Oberfläche https://posteo.de/webmail/ direkt einzugeben oder ein Lesezeichen im Browser hierauf zu verwenden, denn dann wird die bestehende Anmeldung korrekt erkannt und man erspart sich das erneute Eingeben der Zugangsdaten. Die Kundenbetreuung ist auch über dieses Problem informiert.

Die Gültigkeitsdauer des Cookies beim Nutzer ist aber selbstverständlich unabhängig von der Gültigkeitsdauer der Anmeldung auf Server-Seite, welche letztlich den Zeitraum beschränkt, innerhalb dessen man ohne Neuanmeldung in die Web-Oberfläche kommt. Dieser scheint etwa im Bereich von 30 Minuten zu liegen, wenn man nicht die E-Mail-Ansicht dauerhaft geöffnet und den Rechner laufen lässt.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Inkscape: schlechtes Schriftbild beim Ausschneiden von Vektorgraphiken aus PDF-Dokumenten vermeiden

Gelegentlich ist es notwendig, aus PDF-Dokumenten Teile auszuschneiden, um sie an anderer Stelle verwenden zu können. Als Beispiel sei ein Seminarvortrag genannt, in dem Abbildungen aus den Literaturquellen gezeigt werden sollen. Liegt eine solche Abbildung als Vektorgraphik vor, so bietet es sich an, das PDF-Dokument in Inkscape zu importieren, womit es auf den relevanten Bereich zugeschnitten bzw. dieser in ein neues Dokument übertragen werden kann. Problematisch hierbei erweist sich jedoch der Umgang von Inkscape mit Textbereichen: Ist die verwendete Schriftart nicht lokal installiert, so wird sie beim Import durch eine "ähnliche" vorhandene ersetzt ‒ selbst wenn die Originalschrift im PDF-Dokument eingebettet ist ‒, was oft in einer sehr schlechten Schriftdarstellung in Form von zu großen oder zu kleinen Lücken zwischen Buchstaben endet:

Import eines PDF-Dokuments (QuellePDF) mit eingebetteten Schriften. Die Zeichenabstände sind durch die Schriftersetzung zu eng geraten.

Als umständliche Lösung kann man nun die Textbereiche, welche ja Inkscape als solche erkannt wurden, überschreiben, um diese wieder besser lesen zu können. Eine bessere Möglichkeit stellt jedoch die Umwandlung ins SVG-Format vor der Bearbeitung dar. Zunächst muss die entsprechende Seite des PDF-Dokuments abgetrennt werden, danach folgt die Umwandlung. Mögliche Programme zur Umsetzung hierfür sind pdftk und pdftocairo:

    pdftk original.pdf cat <Seitennummer> output tmp.pdf
    pdftocairo -svg tmp.pdf tmp.svg

Die SVG-Datei kann nun mit Inkscape geöffnet und nach Wunsch bearbeitet werden. Durch die Umwandlung ging die Information über die Textbereiche verloren und diese werden nun als normale Graphikelemente behandelt, sodass die Darstellung wie im Original ist:


2015-04-13: Hier das Vorgehen noch als Video:

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Schlechte Darstellung bei elektronischen Kontoauszügen der Raiffeisenbanken unter Linux umgehen

Vor Kurzem hat meine Bank ihre Kontomodelle umgestellt und so erhalte ich nun meine Kontoauszüge im Online-Banking-Portal als PDF-Dateien. Mit den PDF-Betrachtern unter Linux ‒ genauer gesagt mit auf Poppler basierenden wie Evince und Okular (also quasi alle standardmäßig verwendeten) ‒ hat man mit den erhaltenen Dateien jedoch mit Darstellungsproblemen zu kämpfen (am Bildschirm und beim Ausdrucken). Ursache scheint die Verwendung einer Schriftart RFont zu sein, die nicht in die PDF-Datei eingebettet ist:

$ pdffonts Kontoauszug.pdf 
name                                 type              emb sub uni object ID
------------------------------------ ----------------- --- --- --- ---------
RFont0                               TrueType          no  no  no       6  0
RFont1                               TrueType          no  no  no      10  0
RFont2                               TrueType          no  no  no      13  0
RFont3,Bold                          TrueType          no  no  no      16  0
RFont4,Bold                          TrueType          no  no  no      19  0
RFont5                               TrueType          no  no  no      22  0
RFont6                               TrueType          no  no  no      25  0
AAAAAB+ArialMT                       TrueType          yes yes no      28  0
AAAAAB+Arial-BoldMT                  TrueType          yes yes no      39  0
RFont7                               TrueType          no  no  no      36  0

Bei der Darstellung wählt ein PDF-Betrachter dann, sofern die Schriftart wie in diesem Fall lokal nicht installiert ist, eine Ersatzschriftart aus. Dadurch kann es passieren, dass die Buchstaben in einem viel zu großen oder zu kleinen Abstand voneinander erscheinen, wenn die Schriftmaße nicht exakt gleich sind, und die gute Lesbarkeit stark beeinträchtigt wird:



Das Problem könnte vermieden werden, wenn die Schriftart eingebettet wäre oder eine gängige, auf allen Systemen vorhandene (bzw. leicht zu installierende) Schriftart verwendet würde. Da seitens des für das Online-Banking zuständigen Dienstleisters Fiducia "kein Handlungsbedarf" gesehen wird (es hat sich wegen des Problems bisher noch kein weiterer Kunde dort gemeldet), möchte ich hier für die Weiten des Internets dokumentieren, wie man als betroffener Kunde das Problem selbst umgehen kann. Wer ebenso betroffen ist, kann sich ja auch mal bei seiner Bank beschweren...

Nachtrag/Einschub 2016-01-30: Wie im untenstehenden Kommentar von Olaf Seyfarth beschrieben, werden die PDF-Dokumente (einzig) mit MuPDF (bei Debian das Paket mupdf) gut angezeigt. Der wohl kürzeste Umweg zu einem korrekten Schriftbild für Ausdrucke besteht darin, den Kontoauszug über MuPDF in Rastergraphiken umzuwandeln (der MuPDF-Betrachter hat keine Druckfunktion). Hierzu sind für ein Debian-basiertes Linux-System die Pakete mupdf-tools und imagemagick notwendig. Anschließend kann ein Skript der folgenden Art zur Umwandlung in ein PDF bestehend aus korrekt dargestellten Rastergraphiken verwendet werden:

#!/bin/bash
set -o errexit
set -o nounset
#set -o xtrace

if [ $# != 2 ]; then
echo "Usage: $0 in.pdf out.pdf"
exit 2
fi

IN="$1"
OUT="$2"
RESOLUTION_DPI=400
TMP_PREFIX=$(mktemp)

mudraw -o ${TMP_PREFIX}.%d.png -r${RESOLUTION_DPI} "$IN"
convert ${TMP_PREFIX}.*.png "$OUT"
rm -f ${TMP_PREFIX}.*.png

[Nachtrag 2014-12-28: Die Begründung von Fiducia dafür, keine Schriftarten einzubetten, ist, dass man alle möglichen Maßnahmen ergreifen wolle, die entstehenden Datenvolumina bei der Verarbeitung zu verringern.]

Die Schriftersetzung kann über die fontconfig-Konfigurationsdatei gesteuert werden (Poppler berücksichtigt diese Einstellungen). Die benutzerspezifische XML-Konfigurationsdatei ist hierbei normalerweise unter dem Pfad ~/.fonts.conf zu finden (siehe dazu auch den Artikel zu den Schriftarteneinstellungen im ArchLinux-Wiki) und muss für das Ersetzen der Schriftarten RFont0-7 um folgende Einträge erweitert werden:

 <!-- ... -->
 <alias>
  <family>RFont0</family>
  <prefer><family>Courier New</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont1</family>
  <prefer><family>Courier New</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont2</family>
  <prefer><family>Nimbus Sans L</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont3</family>
  <prefer><family>Courier New</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont4</family>
  <prefer><family>Courier New</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont5</family>
  <prefer><family>Nimbus Sans L</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont6</family>
  <prefer><family>Nimbus Sans L</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont7</family>
  <prefer><family>Courier New</family></prefer>
 </alias>
 <alias>
  <family>RFont8</family>
  <prefer><family>Nimbus Sans L</family></prefer>
 </alias>
 <!-- ... -->

Nun wird die Schriftart RFont durch Courier New und Nimbus Sans L ersetzt. Wichtig ist hierbei natürlich, dass das "Drumherum" der XML-Datei nicht vergessen wird, falls man die Datei selbst neu anlegt. Statt Nimbus Sans L und Courier New könnte beispielsweise auch Arial und Liberation Mono verwendet werden. Öffnet man den PDF-Kontoauszug nun erneut, erhält man ein korrektes Schriftbild:


Nachtrag 2014-12-20: Um Schriftarten unter Berücksichtigung der Fontconfig-Einstellungen in ein PDF-Dokument einzubetten, können pdftocairo oder embed-pdf-fonts verwendet werden:

    pdftocairo -pdf input.pdf output.pdf
    embed-pdf-fonts input.pdf output.pdf

Nachtrag 2014-12-28: Die Unkenntlichmachung der Kontoauszüge wurde zu schwarzen Balken geändert, da das vorher verwendete Mosaikfilter die Rückgewinnung der Daten nicht vollständig ausschließt, siehe dazu "Recovering Censored Text Using Photoshop and JavaScript". Außerdem ist das Problem mit diesen PDF-Dateien über die korrekte Anzeige unter Linux und die verwendete (ggf. nicht eingebettete) Schriftart hinaus zu betrachten. So könnte grundsätzlich auch Microsoft in ein paar Jahren andere Standardschriftarten mitliefern. Es gibt für die Langzeitarchivierung von Dokumenten anerkannte Standards wie PDF/A (anstatt PDF in beliebiger Version mit beliebigen Parametern), die an dieser Stelle Verwendung finden sollten. (Vielen Dank an Hans für die beiden Anregungen!)

Im Übrigen: Wer hierher über die Suchmaschine seiner Wahl gelangt, möge sich ebenso bei seiner Bank beklagen, auf dass sich die Fiducia zu einer Verbesserung bewegen lasse. ;-)

Nachtrag 2015-01-02: Leider muss die Fontconfig-Datei ggf. von Dokument zu Dokument geändert werden. Scheinbar stellen die als RFontX bezeichneten Schriften in der PDF-Datei gelegentlich je nach Dokument unterschiedlichen Schriftarten, was das Problem noch ärgerlicher macht, als es ohnehin schon ist. :-(

Nachtrag 2015-02-17: Die korrekte Entsprechung der RFont-Schriftarten variiert leider auch noch von Datei zu Datei, was lästiger Weise das wiederholte Raten und Anpassen für die Darstellung notwendig macht: Welche der nummerierten RFont-Schriften gehört zum fehlerhaft angezeigten Textbereich? Diese muss dann von der Festbreiten- auf die Proportionalschriftart umgeändert werden?

Samstag, 5. April 2014

LibreOffice/OpenOffice: Seitenzahl bei einseitigem Dokument ausblenden

Heute habe ich eine Anfrage erhalten, wie man es erreicht, dass die Fußzeile bzw. die Seitenzahl darin in einem Dokument nur angezeigt wird, wenn das Dokument mehrere Seiten hat. Bei einer einzigen Seite soll sie verborgen bleiben. Die Anfrage bezog sich auf meine Briefvorlagen, die dies so machen. Zur Archivierung hier der Weg, dieses Verhalten zu erreichen:

Das Ganze funktioniert über sogenannte Bereiche, welche man unter vorgegebenen Bedingungen ausblenden kann. Um einen solchen einzufügen, geht man im Menü auf "Einfügen > Bereiche..." und setzt dann im Reiter "Bereich" den Haken bei "Ausblenden". Als Bedingung für "die Anzahl Seiten beträgt 1" dient "page == 1". Daraufhin auf "Einfügen" klicken. Unter "Format > Bereiche..." können die erstellten Bereiche dann nachträglich noch geändert werden.